Sind wir nicht alle ein bisschen Mensch?

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Sind wir nicht alle ein bisschen Mensch?

Der zweite Aufenthalt in Brüssel im Rahmen meiner Mission, zu verändern, dass und wie wir über psychische Krankheiten reden. Dieses Mal war alles eine Nummer größer als bei meiner ersten Reise hierher – aber deswegen auch entspannter.


Zugegeben, an meinen letzten Aufenthalt in Brüssel knüpfe ich nicht gerade die besten Erinnerungen. Das liegt aber nicht am Aufenthalt oder der Stadt selber; sondern an dem, was danach geschah. Wofür das arme Brüssel und seine Menschen natürlich wenig können.

Wer nochmal nachlesen will, was damals passiert ist, der kann das hier tun.

Aber dieses Mal ist alles anders. Und das ist wirklich so. Ich bin nicht vor wenigen Tagen meinen ersten Marathon gelaufen. Es handelt sich nicht um eine Veranstaltung mit dem Hauptthema Mental Health. Und ich halte auch keinen Vortrag. Alles Dinge, die beim letzten Mal zutrafen.

Dieses Mal bin ich in Brüssel im Rahmen des Europäischen Tages der Menschen mit Behinderung (European Day of Persons with Disabilities – EDPD). Indirekt bin ich zwar wieder wegen Mental Health Europe hier, aber auch, um meine kürzlich errungenen Posten im Youth Committee des European Disability Forum EDF anzutreten.

In aller Kürze: Das EDF ist eine unabhängige Nichtregierunsorganisation (NGO) welche sich für die Belange von über 80 Millionen Menschen in Europa einsetzt. Das sind circa 16% der europäischen Bevölkerung. Zum EDF gehört auch ein Jugendkommittee, welches alle vier Jahre neu gewählt wird – so auch 2017. In diesem Rahmen hat mich Mental Health Europe als Kandidatin vorgeschlagen. Auf meine Vorstellung bzw. Bewerbung folgte wenige Wochen später eine E-Mail. Und in der wurde mir mitgeteilt, dass ich gewählt wurde.

Da hab ich mich natürlich erstmal gefreut, aber so richtig viel konnte ich mit dieser Neuigkeit nicht gleich anfangen bzw. wusste nicht, was das jetzt für mich bedeutet.

Nun habe ich hier in Brüssel meine Mitstreiter des Youth Committees kennenlernen dürfen, weiß zwar immer noch nicht genau, wie die nächsten vier Jahre in Bezug auf diese Aufgabe für mich aussehen werden, aber zumindest begreife ich, dass die ganze Sache doch eine Nummer größer ist, als ich bisher gedacht habe.

Bin ich behindert?

Der ein oder andere von euch wird sich jetzt vielleicht fragen: »Ja, aber jetzt redest du hier von behindert und disabled – aber ist Borderline jetzt plötzlich ne Behinderung?« Nein, ist es nicht. Aber dass es in Zeiten stetig steigender Betroffenenzahlen im Bereich der psychischen Krankheiten nicht mehr reicht, bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen „nur“ körperliche Beeinträchtigungen zu berücksichtigen ist eine Erkenntnis, die sich auf immer mehr Ebenen langsam durchsetzt.

Und so ist auch meine Rolle im Youth Committee für all die Menschen zu sprechen, deren Einschränkungen vielleicht nicht sichtbar sind bzw. keine körperliche Herausforderungen mit sich bringen. Die nach außen hin »heil, ganz, normal« aussehen – aber trotzdem jede Menge Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu meistern.

Natürlich stößt mir der Begriff der Behinderung hier und dort unschön auf. Und natürlich ist mir klar, dass jemand in einem Rollstuhl, eine blinde Frau oder ein gehörloser Mann andere Probleme haben, als jemand mit Depressionen. Aber dass wir alle von einer offeneren, toleranteren und verständnisvolleren Gesellschaft profitieren, steht für mich auch fest.

Wir sind nun mal alle Einzelstücke und haben unsere ganz eigenen Bedürfnisse – ob blind, dumm, depressiv oder „gesund“. Nur weil man sich eine Diagnose oder ein Schicksal teilt, heißt es nicht, dass einem die gleichen Dinge helfen oder man sich die gleichen Dinge wünscht. So werden wir nie drum herum kommen immer den Menschen, und nicht die Diagnose, den Rollstuhl, die Krankheit, die Einschränkung zu sehen. Und was dieser Mensch möchte, braucht, was ihn ärgert und was er sich wünscht kann er oder sie selber nun mal am besten beantworten.

«Mir geht’s aber viel schlechter!»

Schockiert hat mich die Tatsache, dass selbst auf dieser Ebene noch der Wettbewerb tobt, wer denn nun am ärmsten dran ist. Dieser Wettbewerb – oder Sufferlympics, wie ich sie gerne nenne – hilft aber keinem weiter. Und trotzdem wird viel Energie und Zeit in Äußerungen gesteckt, dann mancher es doch noch viel schwerer habe als andere. Schon aus dem Alltag dürfte euch dieses Phänomen bekannt vorkommen. Und hier ist das dann alles nochmal ein wenig krasser.

Blind mit Blindenhund ist quasi eine Stufe schlimmer als nur blind. Aber die Taubblinden sind ja eigentlich die allerärmsten, ausgegrenztesten und verdienen eigentlich eine eigene Kategorie als die restlichen behinderten (wurde tatsächlich gefordert). Ich möchte nicht abstreiten, dass all diese Menschen große Schwierigkeiten haben, ihr Leben zu meistern und bewundere sie, für ihren Mut und ihr Engagement. Aber so richtig produktiv sind solche Äußerungen eben leider nicht.

Bei vielen Beiträge, die in diese Richtung gingen, hatte ich zudem den Eindruck, dass sie schon zigfach wiederholt wurden, sich wie eine Art Mantra in Mund und Kopf festgesetzt haben. Da ist wenig Chance für Bewegung, für Neues. Es war aber auch nicht der Nachwuchs, der solche Sätze und Forderungen formuliert hat. Sondern die älteren Semester. Kämpfer, die schon viele Schlachten gesehen, viele Konferenzen kommen und gehen haben sehen, die müde wirken. Da bilden Sturheit, Stolz und Resignation einen gefährlichen Klumpen, der sich nur noch schwerlich von der Stelle bewegt. Und das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage:

Wo ist die Jugend?

Wo sind die Leute, die noch nicht müde sind, noch nicht resigniert haben? Die noch Vorstellungen, Ideen, Träume, Ziele und Willen haben, gegen die Mühlen anzurennen? Die den Klumpen dabei helfen, sich wieder zu bewegen? Wo sind die Flummis, die wieder Schwung in die Sache bringen?

Im Rahmen meiner Mission, meiner (ehrenamtlichen) Arbeit als Mental Health Freelancer fällt mir leider immer wieder auf, wie wenig junge Menschen ich in diesem Zusammenhang treffe. Schon bei meiner ersten internationalen Veranstaltung in Dublin ist mir das negativ aufgefallen. Und auch bei diesem Aufenthalt in Brüssel stelle ich immer wieder fest, dass der Altersdurchschnitt für meinen Geschmack deutlich zu hoch liegt.

Gespräche mit anderen Teilnehmer bestätigen meine Wahrnehmung. Nicht nur auf internationaler, sondern auch auf nationaler Ebene fehlen junge Menschen. Und wenn ich hier von »jung« rede schließe ich mich selber mit 31 Jahren noch klar ein. Auch meine Kollegen im Jugendkommite sind größtenteils um die 30 Jahre. Wir fallen auf. Und wenn wir der Nachwuchs sind könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie solche Events altersstrukturtechnisch aussehen – ziemlich grau.

Der Präsident des EDF hat bei unserer Amtseinführung betont, dass er möchte, dass wir als die Jugend ihnen, den Älteren auf die Füße treten. Ihnen auch kritisches Feedback geben – und wünscht sich andersrum dass wir von der Erfahrung seiner Generation lernen. Diese Symbiose ist in meinen Augen unsagbar wichtig. Durch fehlenden Nachwuchs wird diese Phase des Voneinander-Lernens aber immer kürzer – die Klumpen und die Flummis brauchen einander.

Eine MHE-Kollegin aus Österreich würde eigentlich langsam gerne in Rente gehen, ihre zahlreichen Ämter nach und nach abgeben. Aber da ist niemand, der sie übernimmt. Ewig wird sie nicht weiter machen können. Und wenn niemand ihre Arbeit weiterführt ist nicht nur der weitere Fortschritt an sich in Gefahr – sondern auch so einiges von dem, was sie und ihre Generation schon erreicht haben.

Woran dieser Mangel liegt? Ein Grund mag Geld sein. Wissen tu ich es nicht, wundern tu ich mich schon. Vor allem wenn ich in den Nachrichten zum Tag des Ehrenamts höre, dass die Zahl der Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, steigt.

Was macht so eine Reise mit mir?

oder auch: Realität vs. Wunschbild

Genug der Beobachtungen und Erkenntnisse und zurück zu mir. Wie ist es denn für mich, Tage wie diese zu erleben?

Ganz klar: anstrengend. Enorm anstrengend. Ich muss sehr wachsam sein, auf mich hören, auf mich achten und für mich sorgen. Pro Tag habe ich eine begrenzte Menge an Energie zur Verfügung. Je nachdem, was ich erlebe, wo ich mich befinde, wie viele Menschen um mich herum sind etc. ist diese Energie mal schneller, mal langsamer aufgebraucht.

Zwei Stunden in einem großen Raum mit Hunderten fremder Menschen, zahlreicher Sprachen, viele Augenpaare und einer großen Menge an Input: mit der Energie, die ich dafür aufwenden muss, könnte ich unter Idealbedingungen mehrere Tage auskommen. Ich bin mir sicher, vielen von euch würde es ähnlich gehen.

Der Unterschied zwischen »normal« und »krank« ist nur mal wieder die Intensität. Und die Tatsache, dass wenn ich zu lange oder zu weit über meine zur Verfügung stehende Energie hinaus agiere, es dunkel wird im Kopf. Anspannung steigt, genau wie das Bedürfnis nach Entspannung und Belohnung. Auftritt: Alkohol. Und dass dies dann oft der Anfang einer Abwärts-Selbstschädigungs-Loch-Spirale ist haben wir ja inzwischen gelernt.

Ich wünsche mir, dass das anders wäre. Dass ich einfach schönen SmallTalk führen könnte, einfach mit fremden Menschen ins Gespräch kommen kann und tolle Kontakte knüpfe. Nicht nur auf Veranstaltungen wie diesen. Sondern generell; im Alltag, im Urlaub… lange habe ich dagegen gekämpft, dass ich nicht so bin. Habe es trotzdem versucht. Immer wieder. Und gelitten. Immer weiter. Weil ich ein Wunschbild, ein Ideal von mir selber hatte, dass einfach nicht mit der Realität übereinstimmt.

In der Hinsicht war Brüssel eine Premiere. Denn statt mich dieser Situation auszusetzen habe ich mich zurückgezogen. Ruhe gesucht. Dem Kopf Zeit gegeben, schon mal ein bisschen was zu verarbeiten anstatt ihn weiter mit Reizen zu bombardieren. Nun ging das in Brüssel auch außerordentlich gut, da im Parlament zum Beispiel extra zwei Ruheräume für und Teilnehmer eingerichtet wurden. Ein seltener Luxus. Den nicht nur ich in Anspruch genommen habe. Und der es mir möglich gemacht hat, meine leerer werdenden Batterien wieder ein wenig aufzuladen.

Ein schmaler Grat

Akzeptieren ist also eine Schlüsselfähigkeit, um Herausforderungen wie diese zu überstehen. Nicht nur, dass das »lockere« netzwerken während der Mittagspause am Büffet oder dem Stehtisch schon für viele »normale« Menschen nicht einfach ist. Für mich aber psychischen und physischen Hochstress bedeutet.

Statt netzwerken also mich abschotten; lieber Yoga-Session im Hotel als Gala Dinner; ausgedehnte Laufrunde durch Brüssel anstelle einer weiteren Sitzung im Parlament.

Und mich immer wieder fragen und selbstreflektieren. Nicht nur, wie es gerade um meine Energie steht. Sondern auch, warum ich dies oder jenes gerade mache. Denn nur weil es mir manches schwerer fällt, darf das keine Entschuldigung oder Ausrede sein. So ist der Grad zwischen »ich kann nicht« und »ich will nicht« manchmal ein enorm schmaler, auf dem gekonnt balanciert werden will. Wann sollte ich mich dazu zwingen, über meinen Schatten zu springen und wann ist es ok, es nicht zu tun.

Wie bei so vielem anderen ist mein Kopf hier mal wieder mein größter und fiesester Gegner. Die verschiedenen Teile meines Ichs reißen sich um meinen Körper. Die FunktionsDommi mit den hohen Selbstansprüchen möchte ihren »Job« besonders gut machen, Erfolg haben. Die KauptteDommi möchte sich hinter dieser Leistung zusammenkauern, sich bloß nichts Gutes tun und sobald sie alleine ist kaputt machen. Die noch recht junge SelbstfürsorgeDommi möchte Ruhe, Schlaf, Bewegung, Runterkommen, Routine – sich um mich kümmern.

All diese Parteien zerren und reißen an mir, und ich muss einen Weg finden, jeder ihre Aufmerksamkeit zu geben, keine in den Hintergrund zu drängen oder zu ignorieren (denn das geht auf jeden Fall nach hinten los) und allen das zu geben, was am Besten für mich ist. Wer schon versucht hat, in einem Meeting mit solch unterschiedlichen Charakteren eine einstimmige Entscheidung zu finden der weiß, wovon ich rede.

Sichtbar normal

Glaubst du, eine Frau die im Rollstuhl sitzt denkt den ganzen Tag darüber nach, dass sie im Rollstuhl sitzt? Direkt nach einem Unfall mag dies zutreffen – aber mit der Zeit gewöhnt der Mensch, der Kopf, der Körper sich daran. So wir man sich an seine eigenen Defizite gewöhnt. Und doch, wenn wir jemandem mit einer (un)sichtbaren Einschränkung begegnen sehen wir meist nur noch das Defizit – den Rollstuhl, die Sonnenbrille, die Narben. Dabei ist da drumherum ein ganzer Mensch, den wir entdecken und kennenlernen können.

Ein Gedanke bzw. ein Unterschied zwischen körperlich behinderten und psychisch erkrankten Menschen, der mir während der EDPD aufgefallen ist: die einen gehen offen damit um bzw. müssen es, da sichtbar; viele von ihnen setzen sich ein – während die anderen sich eher schämen bzw. verstecken. Jetzt dürft ihr raten, wer wer ist. Kurz gesagt: die einen fordern eine Anpassung der Umwelt und die anderen versuchen, sich der Umwelt anpassen.

Darüber hinaus lernen Menschen bzw. müssen Menschen mit körperlichen Einschränkungen früh lernen, Hilfe anzunehmen bzw. sie einzufordern. Dabei treffen sie oft auf eine hohe Bereitschaft der »Gesunden«, die »dem armen Rollstuhlfahrer« doch so gerne helfen möchten.

Anders bei Menschen mit psychosozialen Einschränkungen. Sie tun sich oft schwer damit, um Hilfe zu bitten. Und wenn sie es doch tun ist die Reaktion leider oft alles anderen als zugewandt und unterstützend. Sondern folgt eher dem Tenor »Jetzt reiß dich doch mal zusammen.« Da sehe ich viel Lern- und Entwicklungspotenzial. Auf Seiten der Gesellschaft. Aber natürlich auch bei uns Betroffenen direkt.

Step by step

So als körperlich gesunder Mensch kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass wir in Deutschland bzw. Europa schon ganz schön weit sind darin, Menschen mit Defiziten das Leben hier leichter zu machen. Rampen hier, Blindenschrift dort, Gebärdensprache da. Das ist aber alles nicht von heute auf morgen passiert. Dafür haben sich Menschen eingesetzt, ihre Rechte eingefordert und so lange nicht aufgehört, bis sie es geschafft haben.

Und trotz all dieser kleinen, hart errungenen Siege bleibt immer noch so viel zu tun! Dazu brauche ich keine Konferenz in Brüssel, aber dort sieht und hört man eben besonders gut, wo es überall noch mangelt und hapert. Zwischendrin war ich geradezu erschlagen von all den Probleme, Aufgaben und Schritten, die noch vor uns liegen. Wann immer ein neues Thema oder ein neuer Bereich zur Sprache kam, in dem es Missstände gibt wird der Berg vor mir größer und größer.

Für mich ist darum wichtig, dass wir bei der Konzentration auf all die Dinge, die sich noch ändern müssen nicht den Blick für die Dinge verlieren, die sich schon geändert haben. Wie weit wir eigentlich schon gekommen sind. Sowohl bei einer barrierefreien Gesellschaft als auch bei AIDS-Erkrankten und Homosexuellen. Wenn man die Lage von heute mit der vor 10, 20 oder gar 50 Jahren vergleicht, bekommt man manchmal Gänsehaut ob der Vorstellung, was mal war.

YES, we can!!!

Und so darf ich auch nicht den Mut verlieren, dass wir es schaffen können, in einigen Jahren / Jahrzehnten in einer Gesellschaft zu leben, in der es kein soziales und vor allem berufliches Todesurteil ist, mit einer psychischen Krankheit in Verbindung gebracht zu werden. Davon würden bzw. werden so unfassbar viele Menschen profitieren!

Genaue Zahlen zu finden ist schwer, aber für einen Eindruck reicht es: in Deutschland sitzen etwa 1,5 Millionen Menschen im Rollstuhl, je nach Quelle gibt es zwischen 350.000 und 1,5 Millionen Blinde, 140.000 gehörlose Menschen, insgesamt 7,5 Millionen Schwerbehinderte.

Experten zufolge leiden 25% der Bevölkerung an psychischen Krankheiten. Also einer von vier. Das macht für Deutschland mit knapp 83 Millionen Einwohnern über 20 Millionen Menschen. Was könnten wir nur alles schaffen, wenn wir auch mehr für unsere Interessen und Anliegen kämpfen, sie akzeptieren, aussprechen und Veränderung einfordern würden?!

Ich bin nur eine von vielen. Aber ich habe den Kampf aufgenommen und bin bereit, viel Zeit und Kraft und Energie in ihn zu stecken. Hier und dort habe ich schon Mitstreiter und Verbündete. Ich weiß, dass es Niederlagen geben wird, aber jeder noch so kleine Sieg zählt. Wie bei einer Bergtour darf ich nicht nur sehen, wie weit der Gipfel, die schöne Hütte mit dem leckeren Kaiserschmarrn noch weg ist sondern mich darauf konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ab und zu die Aussicht genießen, auf das zurückblicken, was ich schon hinter mir habe bevor es wieder weiter geht.

Und immer wieder – ob in Brüssel oder beim Schreiben dieses Artikels – taucht der Gedanke auf:  »Wer ist denn überhaupt ohne Einschränkung?« Wer kann alles? Hat nicht jeder von uns die ein oder andere Art von Disbility, von Unvermögen? Der eine braucht eine Rampe, der andere einen Ruheraum – wir alle brauchen eine offenere Gesellschaft.